0% Finanzierung

Null-Prozent-Finanzierung: Verlockung oft voller Tücken

Seit Beginn der Finanzkrise animieren immer mehr Einzelhändler ihre Kunden zur Ratenzahlung: zum Traum-Zinssatz von „0,0 Prozent“.

Er ist fast so alt wie der Handel selbst: der Kauf auf Pump. Ratenzahlung gibt es in Elektro- und Baumärkten, in Kaufhäusern, bei Möbel- wie bei Fahrradhändlern. Und besonders verlockend erscheint, was Firmen häufig in der Werbung versprechen: eine Finanzierung ohne Zinsen.

Und so geht´s: Verbraucher schließen einen Ratenvertrag, nicht etwa mit dem Einzelhändler, sondern mit einer Bank, die der Händler ausgewählt hat. Es gibt eine feste Laufzeit des Kredits. In der Regel sind das sechs bis zwölf Monate, bisweilen können es auch 18 oder gar mehr als 30 Monate sein. Üblich ist auch eine Mindestkaufsumme, ab der eine Finanzierung möglich ist.

Ratsamer Preisvergleich

Solche Null-Prozent-Angebote sind beileibe kein Zeichen für die Uneigennützigkeit eines Anbieters, sondern schlichtweg ein Marketinginstrument, um den Umsatz zu steigern. Da auch die Bank bei zinsfreien Darlehen etwas verdienen will, wird sie Absprachen mit dem Händler treffen. Für den Kaufinteressenten empfiehlt sich daher unbedingt, den Preis im Geschäft mit anderen Marktangeboten zu vergleichen. Denn legt der Händler seine Kosten für die günstige Finanzierung auf den Warenpreis um, relativiert sich oftmals das auf den ersten Blick so verheißungsvolle Angebot.

Extra-Kosten durch Versicherung und Kontoführungsgebühr

Teurer als gedacht kann es werden, wenn eine Firma Kosten wie zum Beispiel eine einmalige Kontoführungsgebühr zwar in der 0-Prozent-Werbung erwähnt, sie aber bei der Angabe des effektiven Jahreszins unterschlägt. Happige Extra-Kosten fallen zudem an, wenn der Kunde eine von vielen Banken angebotene Restschuld-Versicherung abschließt. Diese teure Police ist aus Sicht von Verbraucherschützern in der Regel überflüssig.

Drohende Schuldenfalle

Auch Null-Prozent-Kredite können in die Schuldenfalle führen. Gerade, wenn mehrere Finanzierungen, etwa für Auto, Küchenzeile und Großbildfernseher, bei verschiedenen Firmen laufen, droht der Verlust der finanziellen Übersicht. Wer für die Tilgung eines Darlehens dann den eigenen Dispo-Kredit einsetzt, für den erweist sich eine scheinbar kostenlose Finanzierung im Nachhinein als teurer Kauf auf Pump: bei Zinsen von oftmals über 13 Prozent für den Dispo. Wird gar zusätzlich zum gewünschten Null-Prozent-Kredit – quasi als Bonus – auch noch ein weiterer Rahmenkredit verkauft (natürlich mit variablen Zinsen, flexibler Inanspruchnahme und variablen Mindestraten), dann steigt die Überschuldungsgefahr rasant. Was als vermeintlich supergünstige Finanzierung gedacht war, kann so zu erheblichen Problemen führen. Wer Raten nicht zahlt, dem kann die Bank auch beim Null-Prozent-Kredit den Vertrag kündigen und die gesamte Summe auf einen Schlag einfordern. Zusätzlich drohen Mahn- und Verzugskosten sowie Negativeinträge bei der Schufa.

Quelle:VBZ Saarland