Futtermittel

Nachdem Verbraucherschutzministerien gemeldet hatten, dass die amtlichen Untersuchungen zu Aflatoxinen in Milch abgeschlossen seien, meldet jetzt das Verbraucherschutzministerium NRW, dass bei einem Milchbetrieb im Hochsauerlandkreis „eine etwa doppelte Höchstgehaltüberschreitung“ des festgelegten Wertes von 0,05 µg/kg ermittelt wurde. Dieser Betrieb hatte neben drei weiteren sogenanntes Milchleistungsfutter von einem Futtermittelhersteller aus dem niederrheinischen Rees erhalten, das einen Anteil an verseuchtem serbischen Mais beinhaltete. Ob belastete Milch an Molkereien geliefert wurde, kann das Ministerium nicht ausschließen.
Der Mais kam nicht über Hamburg und Brake nach Deutschland, sondern über Rotterdam. Dieser Fall zeigt: Es ist zu früh für eine Entwarnung! Weitere Proben müssen sicherstellen, dass Konsummilch (Milch aus dem Supermarkt) frei von Schimmelpilzgiften ist.

Meldung vom 4. März 2013
Das Verbraucherschutzministerium aus Niedersachsen gibt erstmal Entwarnung für Milch: Minister Meyer teilte mit, dass sich mehr als 800 getestete Milchproben als unbelastet herausgestellt haben. Mehr als 70 % der gesperrten Betriebe sollen wieder freigegeben worden sein. Verbraucher, die das Risiko minimieren wollen, können auf Bio-Milch zurückgreifen. Diese ist nach dem aktuellen Stand nicht von dem Futtermittelskandal betroffen, da bisher nur konvententionelle Futtermittel mit Aflatoxinen belastet sind.

Im Fokus der Untersuchungen steht auch der Agrarrohstoffhändler Alfred C. Toepfer International aus Hamburg, der das verseuchte Futtermittel aus Serbien importiert und offensichtlich nicht ausreichend kontrolliert haben soll. Grundsätzlich sind die Kontrollen im Futtermittelbereich zu lasch und die Kontrolldichte reicht nicht aus, um Verunreinigungen mit Sicherheit auszuschließen. Futtermittel sind häufig Auslöser für Lebensmittelskandale. Deshalb wären neben den Eigenkontrollen der Futtermittelhersteller weitere zusätzliche Kontrollen durch die Behörden notwendig. Das kann aber nicht nur auf Kosten der Steuerzahler gehen. Deshalb ist dringend eine Reform der Gebühren für Lebens- und Futtermittelkontrollen notwendig, um die Verursacher stärker in die Verantwortung zu nehmen.  

Meldung vom 1. März 2013
Offenbar war schon wieder seit Monaten bekannt, dass es mit serbischen Futtermitteln große Probleme gibt. Nach einer Mitteilung des Niedersächsischen Verbraucherministeriums sind mehr als 10.000 Tonnen verseuchte Futtermittel (Mais) an über 13 Futtermittelbetriebe in Niedersachsen geliefert worden. Diese wurden an 3560 landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen sowie 14 Betriebe in Nordrhein-Westfalen verkauft. Kleinere Mengen sollen auch in andere Bundesländer gelangt sein.

In dem Futtermittel wurde das hochgiftige Schimmelpilzgift Aflatoxin B1 nachgewiesen und zwar in einer Konzentration, die zehnmal (0,204 mg/kg) so hoch ist wie der erlaubte Höchstwert von 0,02 mg/kg Futtermittel war. Das Gift wird vor allem bei feuchter, warmer Witterung oder bei unhygienischer Lagerung, z.B. durch Verschmutzung und unzureichende Trocknung, durch Schimmelpilze wie etwa Aspargillus flavus gebildet.

Gift auch in Hofmilch nachgewiesen
Das Gift kann nach der Verfütterung von belastetem Futter in tierische Lebensmittel wie Milch, Fleisch oder Innereien übergehen. Teilweise wird es zu anderen Giften wie Aflatoxin M1 verstoffwechselt. Das Ministerium meldet im Zuge der Ermittlungen einen Aflatoxinbefund über dem Höchstwert (0,05 µg / kg) bei einer Hofmilch mit 0,057 µg pro kg Milch. (1 µg ist ein Millionstel Gramm).

Aflatoxine: Gefährliche krebserregende Stoffe
Aflatoxin B1 ist aus einer Gruppe von ca. 20 Toxinen (Aflatoxin B2, G1 und M1 etc.) eines der gefährlichsten Schimmelpilzgifte. Die akut tödliche Menge wird auf 100-1000 mg für Erwachsene geschätzt. Bei chronischer Zufuhr gilt es als krebserregend, erbgutschädigend, Leber schädigend und schwächt das Immunsystem. Da praktisch kein Schwellenwert für eine Unbedenklichkeit dieses krebserregenden Stoffes festgelegt werden kann, muss die Zufuhr des Stoffes so niedrig wie möglich gehalten werden. Aflatoxine sind hitzestabil, so dass sie auch durch Kochen, Garen oder Braten nicht zerstört werden können.

Lebensmittelüberwachung: Beschwichtigungen reichen nicht aus
Die Lebensmittelüberwachung muss mit umfangreichen Untersuchungen prüfen, ob eine Gefahr von Lebensmitteln wie Milch oder Fleisch ausgeht. Beschwichtigungen, nach denen es zu einer Verdünnung in der Molkerei kommt, stellen Verbraucher nicht zufrieden. Sobald Belastungen in Lebensmittel bekannt sind, müssen Ross und Reiter genannt werden. Das ist rein rechtlich ohne Zweifel möglich, weil hier eine Gesundheitsgefährdung der Verbraucher nicht ausgeschlossen werden kann. Zusätzlich muss bundesweit nach weiteren belasteten Lebensmitteln bzw. Futtermitteln gesucht werden. Auch die Futtermittelproduzenten müssen durch Eigenkontrollen die Unbedenklichkeit der Futtermittel sicherstellen. Es wird sich auch zeigen, ob die gerade beschlossenen Änderungen im Lebensmittelrecht zu einem besseren Verbraucherschutz und mehr Lebensmittelsicherheit führen und der 10-Punkte-Plan der zuständigen Ministerin dabei hilft, die Gesundheit der Verbraucher vor diesem Gift ausreichend zu schützen.

Kleine Schimmelpilzkunde: Aflatoxine auch in anderen Lebensmitteln?
Aflatoxin werden auch in vielen weiteren Lebensmitteln nachgewiesen. Besonders belastet sind Pistazien aus dem Iran oder getrocknete Feigen aus der Türkei. Vor diesen Lebensmitteln wird häufig im europäischen Schnellwarnsystem gewarnt. Andere Trockenfrüchte und Nüsse wie Erdnüsse, Haselnüsse, Mandeln, Paranüsse, Aprikosenkerne oder Ölsaaten und Gewürze (z. B. Chili, Pfeffer, Ingwer, Muskat und Curcuma) gehören zu den Lebensmitteln, die besonders für Belastungen gefährdet sind. Für diese Lebensmittel sind Höchstmengen festgelegt, die nicht überschritten werden dürfen.

Weitere Schimmelpilzgifte: Wie kann man sich schützen?
Aflatoxine können auch in verschimmelten Lebensmitteln stecken, deshalb sollten beispielsweise verschimmeltes Brot oder Joghurt auf keinen Fall verzehrt werden. Zugelassene Schimmelpilze z.B. für Käse sind unbedenklich. Fremdschimmel auf Käse darf dagegen nicht verzehrt werden.

In verschimmeltem Obst – vor allem bei angeschimmelten Äpfeln – kann das Schimmelpilzgift Patulin vorhanden sein. Es ist Leber schädigend, kann zum Erbrechen führen und ist genotoxisch (Erbgut schädigend).

Ein weiteres gefährliches Schimmelpilzgift ist Ochratoxin. Es kommt nach einem Pilzbefall hauptsächlich in verschiedenen Getreidearten wie etwa Mais oder Weizen vor sowie in Obst wie Trauben oder Feigen. Sie werden aber auch regelmäßig in Kaffee und Kakao nachgewiesen. Ochratoxine sind leber- und nierenschädigend und krebserregend. Auch wenn kein Schimmelbefall optisch sichtbar ist, können Schimmelpilzgifte im Lebensmittel vorhanden sein. Die Anbieter müssen Grenzwerte einhalten.

Stand vom Donnerstag, 7. März 2013

Quelle:VBZ Hamburg